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Zweisamkeit in Donegal: Flitterwochen auf dem Wild Atlantic Way (Reiseplanung)

Nach unserer Hochzeit im vergangenen Jahr hatten wir uns direkt wieder in den Alltag gestürzt, also hatten wir noch Flitterwochen gut. Wir beschlossen daher, unseren ersten Jahrestag reisend zu feiern und buchten Tickets nach Irland.

Vorweg direkt eines: Wir haben bei diesem Urlaub (fast) alles auf uns vor Ort zulassen kommen und keine konkrete Route geplant. Doch auch wenn Irland ein kleines Land ist, wollten wir uns lieber auf einen Teil konzentrieren, als zu versuchen alles – aber nichts richtig – mitzunehmen. Klar war nur, dass wir uns nach Meer und Zweisamkeit sehnten. Nach kurzer Recherche entdeckte ich online den Wild Atlantic Way. Der Wild Atlantic Way ist ein Netz aus Straßen, die sich – teils abenteuerlich schmal – an der irischen Küste vom Südosten bis in den Norden entlang schlängeln und Ausblick auf die schönsten Panoramas des Landes bieten. Seit 2014 wird der Wild Atlantic Way vom Tourismusbüro Irlands offiziell vermarktet, was z.B. zu einer ausführlichen Beschilderung (inklusive sehenswerter Abzweigungen) führte, die es ermöglichen ohne Abhängigkeit von Google Maps oder Autoatlas zu reisen. Darüber hinaus sind nun die Möglichkeiten und Highlights des Wild Atlantic Way online ausführlich beschrieben.

Insgesamt verläuft der Wild Atlantic Way über eine Strecke von über 2500 km, also war klar, dass wir uns einen Streckenabschnitt aussuchen müssen. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns gegen die typische Route, die von Dublin aus südlich nach Cork und dann durch den Südwesten führt und beschlossen, uns auf das County Donegal im Nordwesten Irlands zu konzentrieren.

Donegal: eine ungewöhnliche Entscheidung?

Die südliche Hälfte Irlands ist hochangepriesen. Hier finden sich landschaftliche Highlights wie der Ring of Kerry, Skellig Michael, der Killarney National Park, die Cliffs of Moher, Galway und der Connemara National Park. Von Dublin aus liegt es auf der Hand, Richtung Süden zu fahren und dann in die atemberaubende Küstenlandschaft einzutauchen und wir hatten das auch eigentlich geplant, gleichzeitig wollte ich aber unglaublich gerne Donegal kennenlernen.

Slieve League in Donegal County

Donegal kenne ich von Fotos einer Kleinunternehmerin, die in Donegal fantastische Wolle färbt (Wild Atlantic Yarns) und mich reizte, dass es weitaus weniger Informationen zu dieser Region Irlands gibt, als zum Süden. Laut Wikipedia trägt Donegal den Spitznamen „das vergessene County“, was sich gut darin wiederspiegelt, dass es schwierig ist, in herkömmlichen Reiseführern mehr darüber zu erfahren. Dabei hat – wie das ganze Land – Donegal eine bewegte Vergangenheit. Das County grenzt an Nordirland und bis 1921 gehörte die Stadt Derry, Hotspot der irischen Unabhängigkeitsbewegung, zu Donegal. Die Unruhen und Konflikte aus Nordirland schwappten immer wieder über die Grenze, die heute unsichtbar zwischen Hecken liegt und die Furcht vor dem Brexit hat hier an der Grenze eine ganz besondere Schwere. Die weitläufige Region, in der auf 4.861 km2 159 Tsd. Menschen leben, hat jedoch wie die restliche Insel vom Celtic Tiger in den 1990er Jahren profitiert und an Stelle alter Höfe, sind edle, weißverputzte Kleinvillen getreten, die ich eher in einer Vorstadt, als im grünen Nirgendwo erwartet hätte.

Horn’s Head in County Donegal

„Donegal ist eine Gegend für Entdecker, nicht für Touristen“, schrieb mir einer der wenigen aktiven Couchsurfer in Donegal, als ich mangels herkömmlicher Quellen auf alternative Wege der Recherche umstieg. Meine Vorfreude war geweckt!

Wir reisten mit einem Mietwagen, den wir vorher online über rentalcars bei Herz gebucht hatten. Die wichtigste Vorbereitung war hier, dass sich Moritz – unser Fahrer – mental auf den Linksverkehr einstellte.

Hinweis zur Versicherung über Rentalcars. Hertz akzeptiert die Versicherung von Rentalcars nur gegen eine Kaution von €2000, die auf einer Kreditkarte belastet werden. Falls Schäden entstehen, egal in welcher Höhe, wird dieser Betrag von Hertz so lange behalten, bis der Schaden erstattet ist. Da wir nur mit Debitkarten reisten, mussten wir vor Ort die Versicherung von Hertz abschließen (die von Rentalcars wurde unkompliziert zurückerstattet) und waren über den Vollschutz sehr dankbar, da es einige Tage dauerte, ehe Moritz ohne Linksdrall fuhr…

Wir kamen am späten Nachmittag an und fuhren am ersten Tag nur ein kleines Stück, zur Gewöhnung, zu einem B’n’B, das wir vorab online gebucht hatten. Ansonsten buchten wir keine Unterkünfte, da wir flexibel bleiben wollten. Wir hielten einfach abends die Augen auf, bis wir am Straßenrand ein B’n’B sahen. Abgesehen von touristischen Hotspots oder Städten hatten wir diese jede Nacht für uns allein.

Hinweis zur Buchung von Bed and Breakfast: Wir hatten das erste B’n’B online gebucht und erfuhren dann vor Ort, dass bei einer Onlinebuchung oft das Frühstück nicht enthalten ist. Es empfiehlt sich also, direkt bei den Anbietern zu buchen. Das bedeutet aber Barzahlung. Überhaupt ist es aber sinnvoll im abgelegenen Donegal ausreichend Bargeld dabei zu haben.

Ansonsten kauften wir für die Reise (erfolglos) zwei Reiseführer, die wir uns hätten sparen können und eine neue Wetterjacke für Moritz. Denn auf das Wetter sollte man sich wirklich einstellen (wohl auch mental, wenn man nicht gerade in Norddeutschland aufgewachsen ist).

Im Regen bei den Cliffs of Moher

Das irische Wetter: Aprilwetter all year long! Es ist ja kein Geheimnis, dass das irische Wetter etwas eigensinnig ist. Im Sommer ist es auf jeden Fall am besten, doch wir begegneten auch Reisenden, die Mitte Juli bei einer Woche Dauerregen vor allem im Auto verharrten. So gesehen hatten wir wirklich Glück, denn bei Sturzregen waren wir (abgesehen vom letzten Tag) sowieso immer gerade im Auto unterwegs. Für uns war das Wetter optimal: Die Temperaturen lagen zwischen 16 und 22 Grad, der Wind pustete uns kräftig durch die Haare und jeden Tag ließ sich die Sonne blicken. Die Devise ist hier: es gibt kein falsches Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Mit in den Koffer mussten also gute (und gut imprägnierte!) Schuhe, Allwetterjacken, Kleidung für den perfekten Zwiebellook und eine Mütze für besonders windige Hügel. Auf Regenhosen verzichteten wir, da wir nur Spazierwandern wollten, aber für alle, die das Auto länger als 2 oder 3 Stunden stehen lassen, würde ich sie auf jeden Fall empfehlen (Alternative: kurze Hose, besonders kalt war es nie). Als wir am letzten Tag triefend nass wurden, konnten wir uns einfach im Auto flott umziehen und so den Schnupfen abwenden.

Achtung! In Irland gibt es andere Steckdosen als in Kontinentaleuropa. Ein Adapter muss also mit ins Gepäck.

Im Lagenlook gekleidet und mit Vorfreude auf Natur pur ging es also los, von Dublin Airport an der Küste entlang gen Norden und nach einem Abstecher durch Nordirland endlich in die wunderschöne Weite von Donegal. Unsere Highlights vor Ort gibt es im nächsten Post, dafür einfach hier entlang!

Giant’s Causeway in Nordirland

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